Frauenkleidung im 14. Jahrhundert

Die Entwicklung des Kleides

Im Laufe des 14. Jh. erfuhr die Damenmode einige grundlegende Veränderungen. Zu Anfang des Jahrhunderts ist noch häufig die relativ weit geschnittene Cotte wie im 13. Jahrhundert (Abb. 1) mit dem darüber getragenen Surcot (Abb. 2) zu sehen, auf regionalen Abbildungen aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts tritt dieser nur noch vereinzelt und in der Regel als repräsentatives Gewand v.a. im höfischen Bereich in Erscheinung (Abb.3).

 

Die augenfälligste Veränderung erfährt die Cotte, die nun im Bereich des Oberkörpers die Figur stark betont (Abb. 4). Hinzu kommt eine zunehmende Dekolletierung, die um die Jahrhundertwende ihren Gipfel erreicht und hier z.T. die Schultern und teilweise die Brust entblößt (Abb. 5&6). Diese modische Entwicklung ruft auch Kritiker, v.a. aus dem Klerus, auf den Plan, wie einige schriftliche Quellen belegen. So mag die als gewagt empfundene Betonung und teilweise Entblößung des weiblichen Oberkörpers Ursprung der französichen Bezeichnung dieses Kleidungsstückes sein: cotte hardie (frz., sinngemäß: gewagtes Kleid).

 

Eine Möglichkeit, die Körperbetonung schnitttechnisch umzusetzen, ist der Aufbau des Kleides aus mehreren senkrechten Bahnen, die sich von oben zur Taille hin verjüngen und sich dann zum unteren Saum hin wieder stark verbreitern. So wird etwa ab der Hüfte ein weiter und faltenreicher Fall gewährleistet. Die Einarbeitung von Geren (Keilen) gibt dem Rock ebenfalls Weite. Diese Schnitte lassen sich durch Bodenfunde (Herjolfsnes, Moy Bog) belegen.

 

Auch die Ärmel sind ab der Mitte des Jahrhunderts meist eng anliegend und am Unterarm (teilweise bis über die Ellenbogen) mit einer Knopfleiste versehen (Abb. 4). Zumindest für repräsentative Cotardien sind im ausgehenden 14. Jh. sogenannte Prieschen oder Muffen (Abb. 6) typisch, das sind trichterförmige Fortsätze der Ärmel, die den Handrücken bedecken. Für Frauen, die körperlich arbeiten mussten, dürfte dieses Detail zumindest an der Arbeitskleidung aus praktischen Gründen weggefallen sein.

 

Bildnachweise:

  • Abb.1: Allegorie der Synagoge, Sandstein farbig gefasst, Portalhalle des Münsters, Freiburg um 1290
  • Abb.2: Adlige Dame, Codex Manesse, begonnen in Zürich um 1300
  • Abb.3: Königin, Schachzabelbuch, Ende 14. Jahrhundert, Stein am Rhein
  • Abb.4: Spinnende Eva, Sandstein ungefasst, nördliches Chorportal am Freiburger Münster, nach 1354
  • Abb. 5&6: Judith und andere Frauenfiguren, Tuschezeichnungen, Rüdiger-Schopf-Handschrift, Freiburg, 1390er Jahre